Woche 35: Fake-Jobangebote 2.0

05.09.2023 - Über Fake-Jobangebote wurde bereits in vorherigen Wochenrückblicken des NCSC berichtet. In den letzten Wochen sind neue Varianten aufgetaucht. Im Gegensatz zu den bisherigen Vorgehensweisen müssen die Zahlungen nicht vor Arbeitsbeginn, sondern erst nach Arbeitsaufnahme geleistet werden.

Die bisher beobachteten Varianten von Fake-Jobangeboten bezogen sich vor allem auf Angebote im Hotelsektor. Interessiert sich jemand für ein solches Fake-Angebot, verlangen die Betrüger eine Vorauszahlung von 300 bis 1000 Euro für eine Bewilligung in der Schweiz oder für den Abschluss einer Kranken- und Unfallversicherung. Diese Jobangebote werden vor allem auf italienischen und aktuell auf griechischen Jobportalen publiziert.

In den letzten Wochen häuften sich Meldungen zu Varianten gefälschter Stellenangebote, die sich an ein breiteres Publikum richteten. In diesen Varianten findet der erste Kontakt über soziale Netzwerke, E-Mails oder über Jobbörsen statt. Beim Einstellungsprozess wird die Kommunikation dann aber über Instant Messaging weitergeführt. Die Bewerber werden mit aussergewöhnlichen Verdienstversprechen gelockt, die im Vergleich zur Art der zu erledigenden Aufgaben unangemessen hoch sind. Zu diesen Aufgaben gehören beispielsweise das Verfassen von Bewertungen, der Kauf von Produkten, die Empfehlung von Modeartikeln oder das Testen von Apps. Nach der Rekrutierung werden die Bewerber direkt auf eine Plattform weitergeleitet, bei der es sich häufig um eine Nachahmung einer legitimen Website handelt. Über diese Plattform sollen dann auch die «Lohnzahlungen» und «Prämien» abgerechnet werden.

Anwerbeversuch über WhatsApp für ein Fake-Jobangebot
Anwerbeversuch über WhatsApp für ein Fake-Jobangebot

Für Aufträge muss bezahlt werden

Bei einem der Fake-Jobangebote sollen Produktbewertungen verfasst werden. Die «Mitarbeiter» erhalten hierzu über eine Online-Plattform eine Liste mit Aufträgen. Für jede Bewertung gibt es eine bestimmte Vergütung, die über die Plattform dem Konto des Mitarbeiters gutgeschrieben wird. Die Anzahl der verfügbaren Aufträge nimmt jedoch schnell ab, bis sie bei null angelangt ist. Um das Geschäft zu beschleunigen und nicht auf neue Aufträge warten zu müssen, gibt es auf der Plattform die Option, kostenpflichtig neue Aufträge zu generieren. So kann man sich für ein paar Dollar 50 neue Bewertungsaufträge erkaufen. Der damit in Aussicht gestellte Gewinn, der wiederum auf der Plattform gutgeschrieben werden soll, übersteigt die Kosten bei weitem, so dass sich dieses Modell für das Opfer vermeintlich lohnt. Dieses Modell erinnert an die Funktionsweise einiger Handyspiele, bei denen die Spieler eine begrenzte Anzahl von Spielzügen pro Tag haben und dann warten müssen. Dieses Konzept ist im Englischen unter dem Namen "Pay2Fast" (Bezahlen für Beschleunigung) bekannt.

Das böse Erwachen kommt dann, wenn man sich den angehäuften Gewinn auszahlen lassen will. Um an den Lohn zu gelangen, werden vom Plattformbetreiber Gebühren verlangt und zwar so lange, bis das Opfer merkt, dass es sich um einen Betrug handelt. Wie erwähnt, handelt es sich um eine fiktive Plattform und so verhält es sich auch mit der Vergütung. Auch diese ist fiktiv.

Privates Geld für den Super-Bonus

In einer anderen Variante, bei der es ebenfalls um App-Bewertungen und App-Optimierungen geht, werden neben einem Fixgehalt auch grosszügige Boni versprochen. Auch hier erhält man für jeden ausgeführten Auftrag Geld auf sein Konto im «Firmenportal». In einer ersten Phase kann man sich dieses Geld sogar auszahlen lassen. Im weiteren Verlauf wird einem aber vorgespielt, dass man für einen Super-Bonus zu wenig Profit gemacht habe. Man soll privates Geld einschiessen, um an den Super-Bonus zu kommen. Gleichzeitig berichten angebliche Mitarbeiter in WhatsApp-Gruppen, dass dieser Super-Bonus ein riesiger Gewinn sei und dass man sich glücklich schätzen dürfe, dass man sich mit privatem Geld einkaufen könne. Der Gewinn wird dann wieder dem fiktiven Konto auf dem Portal gutgeschrieben. Auch hier wiederholen die Betrüger das Prozedere so lange, bis das Opfer den Betrug erkennt. Dabei werden die versprochenen Gewinne und die damit verbundenen Zahlungsforderungen immer grösser.

  • Seien Sie vorsichtig bei Jobangeboten, die eine Vorauszahlung verlangen;
  • Hinterfragen Sie auch verlangte Zahlungen, die Sie während der Verrichtung des Jobs leisten sollen;
  • Erstatten Sie Anzeige, wenn Sie Opfer eines solchen Vorfalls geworden sind.

Aktuelle Zahlen und Statistiken

Die Anzahl Meldungen der letzten Woche nach Kategorien sind publiziert unter:

Aktuelle Zahlen

Letzte Änderung 05.09.2023

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